Lange Stillzeiten nach Schwangerschaften senken Brustkrebsrisiko

Der Einfluss der Hochrisikogene BRCA-1 und BRCA-2

Laut einer aktuellen Studie aus dem Journal of the National Cancer Institute soll eine Schwangerschaft das Brustkrebsrisiko bei Frauen mit dem Krebsgen BRCA1 erhöhen. Während bei den nachfolgenden Schwangerschaften das Brustkrebsrisiko wieder sinkt. In den Ergebnissen kam die Studie zu der Schlussfolgerung, dass längere Stillzeiten eine gewisse Schutzwirkung innehaben.

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Der Einfluss der Schwangerschaft und Stillzeit auf das Brustkrebsrisiko

Bei den Müttern mit Mutationen im BRCA-2 war der Einfluss von Stillzeit und Schwangerschaft vergleichsweise gering. Doch so einfach lässt sich diese Studienergebnis nicht generalisieren. Die Risiken an Brustkrebs zu erkranken und der Einfluss einer bestehenden Schwangerschaft stellen sich als komplexes Thema dar. Besteht keinerlei Gefahr durch eine Anfälligkeit in den Genen, kann das Risiko mit einer Schwangerschaft zunächst ansteigen, sollte dann aber auf lange Sicht sinken. Im Gegenzug sollen mehrere Schwangerschaften und ausgedehnte Stillzeiten eine gewisse Schutzwirkung vor dem Mammakarzinom haben. Das würde auch Sinn machen, angesichts der niedrigeren Brustkrebserkrankungsrate in den Ländern mit einer höheren Geburtenrate.

BRCA1 und BRCA2 – Hochrisikogene für Brustkrebs

Laut MGZ (medizinisch genetisches Zentrum) gehen 5 % der Mammakarzinome auf Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 zurück.  BRCA1 steht für Breast Cancer 1 und BRCA2 für Breast Cancer 2. In Publikationen liest man häufig von dem Brustkrebsgen 1. Es ist ein so genanntes Tumorsuppressorgen (Bestandteil des Erbguts einer Zelle), das zur Unterdrückung von Tumoren im Körper beiträgt.

Mutationen in diesen Genen können das Risiko für wachsende Tumore deutlich erhöhen. Von daher sollten Betroffene die Hochrisikoversorge einhalten und zum Beispiel ab dem 25. Lebensjahr alle sechs Monate eine Ultraschalluntersuchung machen lassen. Darüber hinaus erfolgt jährlich ein MRT. Ab dem 40. Lebensjahr kommen alle ein bis zwei Jahre ergänzende Mammographien dazu.

Aufwändige Untersuchungen von BRCA1- und BRCA2-Trägerinnen

In einer Studie hat Nadine Andrieu am Institut Curie in Paris gemeinsam mit ihrem Team den Einfluss der Schwangerschaft und der Stillzeiten analysiert. Ihr Hauptaugenmerk lag auf Mutationen im BRCA2-Gen oder BRCA1-Gen. Betroffene Patienten leiden unter einem erheblich höheren Risiko von 72 % bzw. 69 %, ein Mammakarzinom zu entwickeln. Die Basis für die wissenschaftliche Untersuchung bildet eine Studie aus dem Jahr 1997. Bei der International BRCA1/2 Carrier Cohort Study waren auch deutsche Probandinnen beteiligt. Damals sammelte man Informationen zu Frauen mit den Mutationen im oben genannten Krebsgenen.

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Schützen Schwangerschaften vor Brustkrebs?

Schlussendlich kommt Andrieu zu der Erkenntnis, dass die Einflussnahme der Mutationen auf das Brustkrebsrisiko äußerst komplex ist. Wobei die erste Schwangerschaft bei den Frauen mit Mutationen im BRCA1-Gen noch keinen wesentlichen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko hatten.

Erst bei der zweiten Schwangerschaft ging das Risiko um 21 % nach unten und mit dem dritten Kind sogar um 30 %. Laut ihrer Untersuchungen sank die Gefahr um 50 % mit dem vierten Kind. Die Annahme liegt nahe, dass spätere, häufige Schwangerschaften sich eher positiv auf die Gefahren der BRCA1-Trägerinnnen auswirken. Das soll auch auf längere Stillzeiten zutreffen. Wer über 24 Monate stillt, erhöht die Möglichkeit, den Hazard Ratio auf 0,66 herabzusetzen.

Der Hazard Ratio taucht in klinischen Studien auf, um das Risiko von verschiedenen Behandlungsgruppen vergleichen zu können. Hazard verweist auf die Wahrscheinlichkeit, dass es in einem bestimmten Zeitraum zu einem Ereignis kommt.

Weniger signifikant stellten sich die Ergebnisse für die BRCA2-Trägerinnen heraus. Bei ihnen steigt sogar das Risiko der ersten Schwangerschaft um 29 %. Eine wesentliche schützende Wirkung und ein Absinken des Risikos ist erst mit dem vierten Kind signifikant erkennbar.  Darüber hinaus ist eine schützende Assoziation an vier Geburten vor dem Erreichen des 40. Lebensjahres gebunden.

Quellen und Abstract: